Reiseleiter-Job in Zeiten von Covid-19
Was machen eigentlich unsere Reiseleiter/innen bzw. Bergführer/innen, wenn sie nicht führen dürfen? Eine Moment-Aufnahme:
Im Oberwallis leitet Manuel mit drei anderen Kollegen einen zweijährigen Feldbotanikkurs mit vielen geplanten Exkursionen, die natürlich v.a. im Frühling und Frühsommer stattfinden würden. Corona hat auch ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun werden den Teilnehmenden kurze Erklärungsvideos zu einzelnen blühenden Pflanzenarten geschickt.
Eva und Beat, berg-welt-Guides, die in der Wildnis des Yukon, im Norden Kanadas leben:
«Wir hoffen, Ihr seid alle bei guter Gesundheit! Glücklicherweise wurde der Yukon nur leicht vom Virus getroffen: Auf eine Fläche, 15 mal so gross wie die Schweiz, mit 38´000 Einwohnern, sind es bisher «nur» 9 erkrankte Personen. Wir leben seit 25 Jahren in den Wäldern, umgeben von dieser riesigen Natur. Die Isolation ist deswegen für uns kein grosses Problem. Es ist ein Zustand, an welchen für uns über die Jahre gewohnt haben... und eigentlich auch geniessen.
Leider musste die berg-welt-Schneeschuhtour wegen der Schliessung der Grenzen nur Stunden vor Reisebeginn abgesagt werden. Das war sehr bedauerlich und natürlich hoffen wir, dass wir die Reise im nächsten Februar wiederholen zu können. Letzte Woche haben wir dann die ganzen vorbereiteten Camps und Materialdepots abgebaut und alles mit den Skidoos zurück zu unserer Basis transportiert. Der Rundblick mit diesem unglaublichen Bergpanorama auf die Seen und die höchsten Berge Kanadas ist einzigartig und wir werden dies immer geniessen. Die Schneebedingungen waren diesen Winter optimal, mit einem Schneemengenrekord, wasbdementsprechend auch mit viel Arbeit verbunden war. Oben auf den Bergen mussten wir uns teilweise 2.5 Meter tief bis zu den Materialdepots runter graben. Inzwischen schmilzt die weisse Masse sehr schnell weg. Die Bären sind nun aus ihrem Winterschlaf erwacht. Sie sind friedlich. Man kann sie an den sonnigen Südhängen beim fressen beobachten. Die nächsten zwei Wochen machen die Bären eine Kräuterkur, um ihr Verdauungssystem nach dem langen Fasten wieder in den Gang zu kriegen.»
Inzwischen pflanzt Eva im Treibhaus fleissig Gemüse, Kräuter und Sprossen, welche für frischen Salat oder später als Setzlinge im Garten verwendet werden. Beat fotografiert viel und baut bereits an einem grossen Projekt: es entsteht ein weiteres Blockhaus für zukünftige berg-welt-Gäste. Doppelstöckig mit Terasse und Panoramablickauf die Berge des Kluane National Park. Genug gross für eine Familie.
«Uns geht es sehr gut. Wir sind glücklich, gesund und freuen uns sehr auf den Sommer. Wir sind optimistisch für die kommende berg-welt-Wandertour, da der Yukon glücklicherweise durch die Abgeschiedenheit nicht stark von der Krise betroffen ist. Trotzdem sind wir dankbar für unsere Erfahrungen und die Möglichkeit, als Selbstversorger leben zu können. Ein grosser Garten wächst und die Vorräte mit Elchfleisch und geräuchertem Lachs sind mehr als genügend - es wird uns weiterhin gut gehen, wir werden gut überleben :-)!
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen hier in der Wildnis Kanadas und senden euch allen beste Gesundheit und eine baldige Normalisierung der Lage.»
Eines haben wir alle gemeinsam: Wir freuen uns riesig auf die Zeit, in der das Reisen wieder erlaubt sein wird!
Steffisburg, im April 2020