Oman - Kontrastreiche Reise für alle Sinne
Mit voller Neugier und Vorfreude reise ich am 12. November 2023 mit Corinna und unserer Wandergruppe in den Oman. Einerseits reizt mich die so ganz andere Landschaft, andererseits werde ich zum ersten Mal in meinem Leben ein islamisch geprägtes Land besuchen.
Oman, das seine Besucher mit einer faszinierenden Mischung aus Tradition und Moderne verzaubert, verdankt seinen Fortschritt dem im 2020 verstorbenen Sultan Qaboos. Dieser investierte viel Geld in die Bildung, die Medizin und den Strassenbau.
Unsere lokale Crew erwartet uns am Flughafen in ihrer traditionellen Bekleidung: Weisses langes Gewand, der sogenannte Dishdasha, mit der edel bestickten Kopfbedeckung, die sogenannte Kumma. Willkommen im Oman!
Auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel beeindruckt die wunderschöne Architektur der Gebäude zwischen Moderne und Tradition. Später tauchen wir ein in den quirligen Souq (Bazar), erleben das bunte Treiben und decken uns ein mit Pluderhosen, die uns in der Wüstenhitze von Nutzen sein werden. Während der ganzen Reise sehen wir kaum Frauen. Einzig hier im Treiben des Souqs sind sie zu sehen, eingekleidet in ihren bodenlangen, tiefschwarzen Gewändern, die sogenannte Abaya. Beduininnen tragen häufig zusätzlich eine Gesichtsmaske, die Burqa, die insbesondere das Gesicht vor Sand und Sonneneinstrahlung schützen soll.
Die lauten Rufe des Muezzins, welcher fünf Mal täglich zum Gebet aufruft, wecken uns in den frühen Morgenstunden und erinnern uns auch tagsüber immer wieder daran, dass wir in einem islamischen Land reisen. Wo auch immer die Omanis sind, an allen möglichen und unmöglichen Orten wird der Teppich ausgerollt und gebetet.
Die Fahrt Richtung Gebirge entführt uns in eine majestätische Welt. Steile Natur-Strassen schlängeln sich bis weit hinauf ins Hadjar-Gebirge, das von der Musandam-Halbinsel bis zu seinen südlichen Ausläufern auf einer Länge von rund 600 Kilometern entlang der Nordküste des Sultanats verläuft. Der höchste Gipfel, der Jebel Shams liegt auf über 3000 m. ü. M. Die wohl faszinierendste Wanderung im Hadjar-Gebirge ist der Balcony Walk. Der Weg führt uns etwas oberhalb der Felswand in einen grandiosen Canyon mit atemberaubender Aussicht! Obwohl ich nicht schwindelfrei bin, ist die Wanderung kein grosses Hindernis für mich und ich bin tief beeindruckt von dieser gewaltigen Natur. Immer wieder begegnen uns Ziegen und ich staune, wie mutig sie in diesem Gelände unterwegs sind.
Wir verlassen die Gebirgsregion. Ein Zwischenstopp in Nizwa bietet uns die Gelegenheit, in einen weiteren Souq einzutauchen. Die grosse Auswahl an frischen Datteln in allen Variationen ist unglaublich! Wir geniessen den Komfort im schönen Hotel, bevor wir unser Wüstenabenteuer starten.
In den kommenden drei Tagen wandern wir in den unendlichen Weiten der Wüste. Ob die goldig leuchtenden Dünen, die strahlend weisse Khaluf-Wüste oder die rot-schimmernden Wahiba-Sands – jede Wüstenetappe offenbart eine einzigartige Facette dieses beeindruckenden Landes. Besonders faszinieren mich die schön geformten Dünen und die Stille...
Die Fahrt im 4x4 Geländewagen in die Wahiba-Sands ist ziemlich abenteuerlich. Unsere Fahrer lenken die Fahrzeuge souverän. Später helfen sie einem US-Ehepaar, deren Fahrzeug aus dem Sand zu ziehen. Während dieser Aktion versenken sie allerdings auch gleich eines unserer Fahrzeuge. So dauert das Schauspiel eine Weile, bis alle Fahrzeuge wieder betriebsbereit auf der Piste stehen.
Während den Zeltübernachtungen in der Wüste zaubern unsere Crew-Meisterköche mit einfachster Camping-Ausrüstung wunderbare, äusserst vielseitige und leicht verdauliche Menus hervor, von würzigen Currys bis hin zu köstlich gegrilltem Fleisch und Fisch. Wir lassen uns von den Aromen der omanischen Küche verführen. Ein lebhafter Chili-Wettstreit entfaltet sich und je länger die Reise dauert, umso abgebrühter duellieren sich die Chili-Esserinnen. Trotz der sprachlichen Barrieren mit der Crew werden die Abende mit akrobatischen Einlagen und Spielen sehr lustig.
Nach dem Wüstenabenteuer folgt der dritte Teil der Reise, der uns zu den Wadis und natürlichen Pools führt. Eine willkommene Abwechslung nach der sengenden Hitze der Wüste. Im Wadi Bani Khalid erwartet uns eine völlig andere Landschaft. Hier wagen wir uns auf eine Schwimm-Wanderung, die mich im heissen Oman tatsächlich frösteln lässt, was mir wohl niemand glauben will. Schwimmen in voller Kleidung mag ungewohnt sein, aber wir respektieren die örtlichen Kleidervorschriften und passen uns an. Angesichts der intensiven Sonneneinstrahlung ergibt dies durchaus Sinn.
Nach den beiden Schwimm-Wanderungen im Wadi Bani Khalid und Wadi Tiwi nimmt unsere unvergessliche, mit Erlebnissen und Eindrücken reich beschenkten Reise langsam ein Ende. Am Abflugtag besuchen wir die beeindruckende Sultan-Qaboos-Moschee in Muscat, eine architektonische Meisterleistung. Dabei erklärt uns ein sehr engagierter, perfekt deutschsprechender Guide die Regeln des Islam, eine äusserst spannende Führung!
Oman hat mich nicht nur mit seiner atemberaubenden Natur und reichen Kultur begeistert, sondern auch mit herzlichen Momenten des Lachens. Es ist eine wunderbare Reise durch verschiedene Welten, Kontraste und hinterlässt nachhaltige Eindrücke.
Judith Lessing
Steffisburg, Dezember 2023