Geschichten über Isländer
«Þetta reddast» - Alles wird gut!
... oder, was man über die Isländer wissen muss.
von Alda Sigmundsdóttir
Wenn es einen Ausdruck gibt, der den Isländern eigenen Sinn für Optimismus besser als alles andere zusammenfasst, dann ist es: «Þetta reddast!»
«Þetta reddast» sollte vom Staatswappen prangen, denn es ist ein Ausdruck, der besser als jeder andere das Wesen des isländischen Volkes einfängt - seinen Optimismus, seine Respektlosigkeit vor Widrigkeiten, seinen Glauben, seine Zähigkeit. Es ist ausserdem ein Ausdruck, den die Isländer ständig benutzen.
«Þetta reddast» meint grundsätzlich: Alles wird sich schon auf irgendeine Art und Weise ergeben.
Gerade die Arbeitsstelle verloren? Þetta reddast. Kein Geld auf der Bank? Þetta reddast. Die Wirtschaft gerade zusammengebrochen? Þetta reddast. Ein Vulkan hat gerade Asche über eurem Ackerland ausgespuckt? Þetta reddast líka - auch das wird schon werden. Ich liebe diesen Ausdruck Þetta reddast. Für mich beinhaltet er eine profunde Philosophie. Denn, wenn Dinge völlig dunkel sind und man wirklich keinen Ausweg mehr sieht, ist oft das Beste, was man tun kann, loszulassen und darauf zu vertrauen, dass alles irgendwie richtig gut werden wird. Und das erstaunlichste ist, dass das fast immer der Fall ist.
Informelle Anrede
Hier ist etwas, worüber man wohl mölgichst bald informiert sein sollte: Die Isländer sprechen alle bei ihrem Vornamen an, unabhängig vom Alter oder sozialen Rang einer Person.
Kinder sprechen Erwachsene mit Vornamen an und Erwachsene sprechen jeden vom Müllmann bis zu ihrem Präsidenten mit ihrem Vornamen an.
Alles beruht auf dem Gleichheitsprinzip.
Man steht unter dem Vornamen im Telefonverzeichnis, wenn man also Alda Sigmundsdóttir sucht, dann müsste man unter "A" suchen.
Persönlich bin ich ein grosser Fan dieser Zwangslosigkeit. Es befreit von unsichtbaren Hindernissen und Barrieren. Es ist direkt und einfach - ein grosser Vorzug in einer komplizierten Welt.
Diese Isländer haben vielleicht seltsame Berufe
Wenn wir schon mal beim Telefonverzeichnis sind: Alle Leute sind also alphabetisch unter ihrem Vornamen eingetragen. Danach kommt der Nachname, der Beruf und die Adresse.
Man braucht keinen offiziellen Nachweis des eigenen Berufs, um diesen im Telefonverzeichnis aufnehmen zu lassen.
Hier kann man endlich seine Kindheitsträume ausleben lassen - mach zu deinem Beruf, was du endlich willst! Es ist deutlich, wohin das führt, oder? Ja, das isländische Telefonverzeichnis hat Personen mit einigen, ähm, recht unkonventionellen Berufen aufgelistet. Wer könnte zum Beispiel vermuten, dass es in Island sechs Gewinner, neuen Zauberer, drei Alien-Zähmer, 18 Cowboys, 52 Prinzessinnen... und (mein persönlicher Favorit) zwei Hühnerflüsterer gibt? Nein, dachte ich es mir doch.