Interview mit Dimitri Stalder, Bergführer IVBV

Dimitri Stalder: "Das hat sich über die Jahre immer wieder verändert. Der rote Faden ist das unterwegs sein in der Natur. In der Natur fühle ich mich verbunden und ganz mich selbst. Am Anfang war ich sehr sportlich und leistungsorientiert unterwegs. Heute bin ich schon fast eher Natur-Führer als Bergführer im klassischen Sinn. Besonders gefällt mir also, die Gäste in der Natur zu begleiten und ihnen diese auch nahe zu bringen. Das gelingt mir am besten in Mexiko, weil ich mich dort sehr wohl fühle. "

"Oft erlebe ich die Gäste am Anfang einer Reise noch sehr mit Erwartungen und Vorstellungen gefüllt. Diese sind ja auch berechtigt was die Organisation betrifft , für einen wirklichen Genuss der Reise jedoch sehr hinderlich. Meines Wissens ist es am Genussvollsten, die Momente auf sich zukommen zu lassen und zu kreieren. Die Herausforderung, der ich immer wieder begegne, ist die: Meinen Gästen das Vertrauen zu geben, das die Organisation klappt, die besonderen Erlebnisse aber auch
immer gemeinsam (wir als Gruppe und das Land) kreiert werden. "

"Jede Reise nach Mexiko erlebe ich anders. Klar habe ich alle Hotels organisiert und halte mich ans Detailprogramm. Aber in einem Land wie Mexiko, wo so viel im Alltag der Menschen improvisiert ist, würde das viele tolle Erlebnisse verhindern. Darum gibt es immer einen Freiraum für spontane Erlebnisse. Das bedeutet: Die grobe Marschrichtung ist vorgegeben, für vieles bleiben wir einfach offen und uns begegnen wunderbare Möglichkeiten.
Ein besonderes Erlebnis, was meine Denken widerspiegelt: Letztes Jahr habe ich die Reise etwas umgestellt, um das schöne Hotel Castello in Xilitla länger zu geniessen. Weil wir den futuristischen Garten am Anreisetag schon angeschaut haben, wollten wir am zusätzlichen Tag wandern gehen. Wir fuhren also mit unserem Chauffeure in die Berge. Nur war die Strasse soviel schlechter als angenommen, dass wir die geplante Tour abbrechen mussten. Daraus haben sich aber super schöne Erlebnisse mit der indigenen Bevölkerung ergeben. Alle waren total happy über den überraschenden Tag. Wir assen spezielle Gerichte, reife Limas (eine Art süsse Zitrone) direkt vom Baum, plauderten mit Bauern, etc…
Offenheit ist in Mexiko eine Lebenseinstellung."

"An Mexiko faszinieren mich die riesigen Gegensätze der fantastischen, unterschiedlichsten Landschaften und die freundlichen, geduldigen Menschen. Besonders ans Herz gewachsen ist mir das Gebiet um Real de Catorce mit seiner kargen, klaren Kakteenlandschaft, und den vielseitigen Wandermöglichkeiten. Ein besonderer Höhepunkt ist für mich immer wieder die Vulkan-Besteigung des Nevado de Toluca. Sie bietet während der Besteigung durch seine freistehende Lage eine atem-
beraubende Aussicht. Das grosse Highlight bleibt für mich der Besuch der Schmetterlinge in Zitacuaro."

Steffisburg, Mai 2018