Interview mit Sarah Leuenberger, Reiseleiterin Madeira
Ergänzt wird das Interview mit Zitaten (kursiv geschrieben) aus der Publikation «Eine Insel in Dauerblüte - MADEIRA, wo sich die Natur zu Hause fühlt» von Sarah Leuenberger.
1419 - die portugiesischen Seefahrer Zarco und Teixeira kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. «Land in Sicht!» rufen sie begeistert und nähern sich vorsichtig der Insel. Von Ureinwohnern und Tieren keine Spur, dafür sehen sie aber ganz viel Wald. Die Insel wird kurzerhand Madeira genannt - zu Deutsch: Holz! Der Laurisilva (Lorbeerwald) wurde schon früh grossflächig gerodet, stattdessen entstanden Häuser, Zuckerrohrplantagen, Rebgärten und Bananenkulturen. Das Lorbeerholz war gefragtes Material für den Schiffsbau.
berg-welt: «Sarah, du lebst seit 2015 auf Madeira. Warum gerade Madeira?»
Sarah Leuenberger: «Als ich Ende 2011 zum ersten Mal nach Madeira reiste, wollte ich mein in Brasilien erlerntes Portugiesisch vertiefen und gleichzeitig dem kalten Winter in der Schweiz entfliehen. Etwas ernüchternd musste ich feststellen, dass das Portugiesisch hier nicht ganz so klangvoll und melodisch gesprochen wird. Auf dieser Reise verliebte ich mich nicht nur in die Insel sondern auch in meinen heutigen Lebenspartner.»
INTERNATIONALE EINFLÜSSE
Erst im 18. Jahrhundert wurde es so richtig bunt auf der Insel. Der Hafen von Funchal als Umschlag- und Rastplatz spielte dabei eine wichtige Rolle. Britische Kaufleute klimatisierten sich hier zuerst an, bevor die Reise in ihre Kolonien weiterging. Bei der Rückkehr brachten sie exotische Pflanzen aus Übersee mit. Als Volk der Emigranten sind die Madeirenser heute noch auf der ganzen Welt zerstreut. Bei Besuchen in der alten Heimat wurden Strelizien, Proteas und Agapanthus aus Südafrika, der Flammenbaum aus Australien oder der Korallenbaum aus Brasilien hergebracht.
«Ferien auf einer Insel zu geniessen, ist das eine. Dort fix zu leben, etwas anderes. Was fasziniert dich am Inselleben?»
«Das Klima auf der Insel ist einfach genial - ich mochte die Kälte noch nie. Das Leben spielt sich draussen ab und auf ganz natürliche Weise wird man ausgeglichener, relaxter und passt sich dem etwas gemächlichen Rhythmus der Insel an. Natürlich gibt es auch Momente, wo ich gerne wieder ausbreche und etwas anderes als nur Meer sehen möchte. Dies ist zu "normalen Zeiten" auch ganz einfach möglich mit diversen Verbindungen aufs Festland oder nach Zentraleuropa.»
IDEALE BEDINGUNGEN
Wenn man die prächtigen Gärten der Madeirenser sieht, könnte man meinen, dass hier jeder einen grünen Daumen hätte. Die Vulkaninsel bietet dank dem ausgeglichenen Jahresklima, der fruchtbaren Erde, den Höhenunterschieden und Mikroklimazonen Lebensraum für eine unglaubliche Pflanzenvielfalt. Was stammt denn aber tatsächlich aus Madeira? Nur etwa 16 % der Pflanzen sind endemisch und wachsen sonst nirgends auf der Welt. So zum Beispiel der prächtige Natternkopf (Echium nervosum), der auch als «Stolz Madeiras» bezeichnet wird und sich im sanften blau an den Küsten präsentiert. Madeira ist ein einzig schwimmender Garten im Atlantik und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.
«Ab dem 8.10.2022 findet unsere Inselüberschreitung unter der Leitung von Verena Lobenwein statt. Vom 18. – 25.10.2022 leitest du unsere Wanderreise. Warum ist Madeira in jedem Fall eine Reise wert?»
«Madeira ist eine überschaubare Insel und bietet trotzdem eine breite Palette an verschiedenen Landschaften und spektakulären Wanderungen. Ob gemütlich entlang den Levadas , in den verwunschenen Lorbeerwald oder in die zerklüftete Bergwelt, es hat bestimmt für jeden etwas dabei. Ich freue mich auf Sie! »
«Liebe Sarah, vielen Dank für deinen Einsatz zum Wohl unserer Gäste und weiterhin viel Freude an deinem Beruf!»
Steffisburg, im Juni 2022